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„Nachhaltigkeit ist eine Reise, die wir alle zusammen erleben müssen.“

Worum genau geht es bei „overlook“?

Der Fokus des Projekts liegt ganz klar auf dem Thema Nachhaltigkeit – genauer gesagt soll Nachhaltigkeit durch unsere kostenlose Plattform für Konsument:innen transparenter gemacht werden. Das funktioniert so, dass Nutzer:innen den Grad der Nachhaltigkeit von Unternehmen auf unserer Webseite einsehen, vergleichen und auch selbst bewerten können. Aus der persönlichen Einschätzung, die beispielsweise auf Nachrichten oder eigenen Produktkäufen basiert, wird in Verbindung mit einer objektiven Kennzahlenbewertung ein einheitlicher Nachhaltigkeitsscore gebildet.

Einerseits hilft das natürlich Konsument:innen, andererseits sollen zukünftig aber auch Unternehmen auf unserer Plattform von dem Feedback und dem Austausch profitieren und lernen, wie sie ihre Herangehens- und Umgangsweise mit dem Thema verbessern können. Denn Nachhaltigkeit ist eine Reise, die wir alle zusammen erleben müssen.

Nachhaltigkeit ist ein sehr weit gefasster Begriff und um Fokus zu schaffen, geht es bei unserem SECA Projekt besonders um den Aspekt „Klimaschutz“. Wie siehst Du die Bedeutung von Klimaschutz in der riesigen Bubble, die „Nachhaltigkeit“ umfasst?

Angesichts der aktuellen Situation muss bei Entscheidungsprozessen ganz klar immer ein Fokus auf dem Klimaschutz liegen, was leider noch zu wenig geschieht. Gleichzeitig müssen sich soziale und ökologische Geschäftsideen aber auch selbst tragen – also eine gewisse wirtschaftliche Rentabilität erfüllen. Es gilt, eine Balance zwischen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Zielen zu erreichen und dabei Klimaschutz in allen unternehmerischen Prozessen fokussiert mit einzubeziehen, zum Beispiel bei der Auswahl der Rohstoffe über Logistikprozesse bis hin zum eigenen CO2 Footprint.

Welche Herausforderungen siehst Du bei Unternehmen oder besonders auch bei Startups, die versuchen, sich nachhaltig(er) aufzustellen?

Als eine besonders große Schwierigkeit sehe ich aktuell die Inflation und das Thema Krieg, was dazu führt, dass die Nachfrage nach Nachhaltigkeit in den Hintergrund und die wirtschaftliche Perspektive dagegen in den Fokus rückt. Auf unternehmerischer Seite sinkt dadurch der Druck bzw. der Anreiz, neue, nachhaltigere Produkte zu produzieren oder Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Damit einher geht dann natürlich auch die Frage, was Nachhaltigkeit denn eigentlich ist und wie man diese in Unternehmen integrieren bzw. umsetzen kann. Ein Beispiel: Ein Unternehmen kauft eine neue, „nachhaltigere“ Maschine, die aber in ein paar Jahren bereits wieder durch eine weitere ersetzt werden soll, weil diese wiederum als „nachhaltiger“ gilt – aber ist das dann wirklich nachhaltiges, unternehmerisches Handeln?

Wir befinden uns derzeit in einem Stadium, in dem sehr viel Forschungsarbeit auf dem Gebiet geleistet und dadurch viel Veränderung hervorgerufen wird. Das verursacht große Unsicherheiten für Unternehmen, da keiner weiß, wie der Stand in ein paar Jahren aussehen wird.

Gleichzeitig wird unser Arbeitsumfeld immer schneller und dynamischer. Wissen im Bereich Nachhaltigkeit ändert sich stetig und das macht es schwer, immer auf dem neuesten Stand zu sein und Veränderungen direkt implementieren zu können.

Beim Thema Nachhaltigkeit wird auch häufig der Begriff „Impact“ verwendet. Wie würdest Du den für Dich definieren und wie würdest Du euren Impact einschätzen?

In Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitsbegriff bedeutet Impact für mich, welche Auswirkungen man mit seinem Handeln auf sein Umfeld hat. Neutral betrachtet heißt Impact damit, dass Ressourcen erhalten bleiben. Positiver Impact würde bedeuten, dass man weniger Ressourcen verwendet, als man abgibt und negativer Impact bedeutet dann natürlich das Gegenteil dessen.

Aber auch hier muss man wieder die Dreidimensionalität betrachten: wir bieten – auf sozialer Ebene – Arbeitsplätze für unsere Mitarbeiter:innen, auf der anderen Seite stoßen wir dadurch mehr CO2 aus. Das Beispiel zeigt, wie schwierig es doch eigentlich ist, festzulegen, wie nachhaltig ein Unternehmen nun wirklich ist. Langfristig streben wir aber natürlich einen positiven Impact an.

Wen siehst du denn in der Hauptverantwortung, positiven oder mindestens neutralen Impact zu generieren?

Meiner Meinung nach ist jeder Einzelne dafür verantwortlich, auf seiner persönlichen Ebene seine Entscheidungen so nachhaltig wie es eben geht zu treffen. Da hilft es, sich in das Thema einzulesen und sich im Alltag viel damit auseinanderzusetzen. Nichtsdestotrotz sehe ich große Unternehmen absolut in der Bringschuld, die Vorreiter zu sein und den Weg zu ebnen.

Noch eine abschließende Frage: Du hattest eben einen positiven Impact als ein zukünftiges Ziel angesprochen, was steht da noch bei euch auf der Agenda?

Langfristig wollen wir bei overlook dazu beitragen, dass Mensch und Umwelt stärker in den Fokus unternehmerischer Tätigkeiten rücken. Einen Baum zu pflanzen klingt immer schön und gut, aber wenn wir es schaffen, genug Druck auf Unternehmen aufzubauen, sich nachhaltiger aufzustellen, erreichen wir damit eine ganz andere Art von Impact.

Vielen Dank für Deine Zeit und Deine Antworten, Gabriel!