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Eine nachhaltige Methode der Trinkwasseraufbereitung

Die Problematik

Etwa 2,2 Mrd. Menschen weltweit hatten 2020 keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – also knapp ein Viertel der Weltbevölkerung! Dabei besteht der Körper eines erwachsenen Menschen bis zu 80% aus Wasser und sollte im Durchschnitt ca. 2,5 Liter pro Tag davon zu sich nehmen. Ob aus natürlichen Gründen wie Trockenphasen und Dürren oder durch den vom Menschen geschaffenen Klimawandel – der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist in weiten Teilen der Welt leider immer noch ein Luxus statt einer Selbstverständlichkeit.

Der Lösungsansatz

Das vierköpfige Team „AGUA“ hat sich im Sommersemester 2022 beim Interdisziplinären Prototypenworkshop (Interpro), den das Gründungszentrum der FH Aachen jedes Semester anbietet, mit Lösungsansätzen für die Trinkwasserproblematik beschäftigt. Das Ergebnis war die Entwicklung einer auf Solarenergie basierenden, skalierbaren Wasserfilteranlage. Diese soll in Notgebieten Wasser nachhaltig aufbereiten, um es trinkbar zu machen.

AGUA machte sich hierfür die SODIS-Methode („Solar Water Disinfection“) – ein bereits weitverbreitetes Verfahren zur Wasserentkeimung, das auf der keimtötenden Wirkung der UV-C-Strahlung der Sonne beruht – zunutze.

Die Konzeptphase

Beim ersten Konzept handelte es sich um eine auf der SODIS-Methode basierende UVC-Filterflasche. Einerseits bietet diese Idee überaus viele Variationsmöglichkeiten. Andererseits ist die filterbare Wassermenge jedoch sehr gering und das Produkt an sich sehr aufwendig zu bauen. Daher war die UVC-Filterflasche im Rahmen des InterPro-Workshops leider nicht so umsetzbar, dass sie am Markt mit bereits existierenden Produkten dieser Art hätte konkurrieren können.

Doch die vier wollten ihre Grundidee noch nicht verwerfen und arbeiteten weiter an einer Lösung, die skalierbar, robust und weniger komplex sein würde. Nach ausgiebiger Recherchearbeit landeten sie bei einem Kanalsystem mit eingebauten, solarbetriebenen UVC-Dioden, die das durchfließende Wasser reinigen und anschließend in einen End-Tank abfließen lassen. Der große Vorteil dieses Konstrukts ist, dass es sogar bei bewölktem Wetter weiter betrieben werden kann.

Die Learnings

Rückblickend auf das Semester empfiehlt Maik, MCD-Student und Teil des AGUA Teams: „InterPro sollte jeder mal gemacht haben! Es ist eine Bereicherung im Studium, abwechslungsreich und praxisorientiert.“ Weiterhin berichtet das Team von den persönlichen Erfahrungen, die sie im Workshop gemacht haben: „Es war toll, einmal mit Studierenden anderer Fachbereiche zusammenzuarbeiten und Ideen zu entwickeln, die nur aufgrund unseres vereinten Wissens letztendlich in einen Prototyp umgesetzt werden konnten. Das Team war auf die Eigeninitiative eines jeden Einzelnen angewiesen. Das kann ein Nachteil sein, aber bei uns hat die Zusammenarbeit zum Glück super funktioniert – sogar so gut, dass wir derzeit eine potenzielle Ausgründung anstreben. An dieser Stelle auch noch einmal ein Dankeschön an die Coaches des Gründungszentrums, die den Workshop organisiert und uns bei Bedarf mit Expertise und Praxistipps unterstützt haben!“

Im Wintersemester 2022/23 startet das curricular verankerte Wahlmodul in die vierte Runde. Sei dabei und lerne Methoden wie Design Thinking und Agiles Projektmanagement sowie die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams kennen!

Weitere Schritte

Derzeit wartet das AGUA Team auf eine Rückmeldung, ob sie beim KICKSTART@FH-Förderprogramm mit dabei sind. Darüber wollen sie den Bau ihres Prototyps über die nächsten sechs Monate finanzieren. Parallel streben sie aktuell eine Kooperation mit dem Team von Prof. Jürgen Pettrak am Campus Jülich an.

Langfristig sind sie an der Zusammenarbeit mit NGOs wie „Viva con Agua“ oder „Brot für die Welt“ interessiert, um ihr Produkt an die Orte zu bringen, an denen es dringend benötigt wird.